Montag, Oktober 11, 2004
Cinderella
Meine Mitbewohnerin schreibt gerade einen Essay ueber Cinderella und das Abbinden der Fuesse chinesischer Frauen. Dabei vergleicht sie die Maerchenwelt Cinderellas mit der ernsten Realitaet in China. Die Stiefmutter Cinderellas laesst ihre beiden leiblichen Toechter deren Fuesse verstammeln, sollen sie doch in den von Cinderella auf dem Prinzenball verlorenen Schuh passen und ihr Glueck an der Seite des Prinzen finden. Die Frauen in China dagegen binden ihren Toechtern ihre Fuesschen ab, um dem dortigen Schoenheitsideal zu entsprechen und einen Mann zu finden, an deren Seite sie existieren koennen.In ihren Recherchen ist Michelle auch auf ein in den achziger Jahren veroeffentlichtes Buch gestossen, das sich mit dem Cinderellakomplex befasst. Darin sei wohl beschrieben, dass viele Frauen stets von einer Abhaengigkeit in die andere geraten. Sie sind in der Schule, bei ihren Eltern (gut das trifft nun auf jegliches Geschlecht zu) und wenn sie erwachsen sind warten sie stets auf ihren Traumprinzen und wollen von ihm gerettet werden. Sie seien an sich unfaehig selbst etwas zu unternehmen, woellten doch immer von einem Mann, ihrem Prinzen, hoffiert und fuer ihr Glueck begeistert werden. Und als Kroenung des Ganzen tragen sie stets high heels. Um attraktiv zu sein. Dabei sind sie eben wieder abhaengig und unselbststaendig, die Schuhe sind unbequem, ungesund und machen es unmoeglich schnell wegzulaufen oder in Aktion zu treten. Ebensolche Frauen koennten nur in einer Ecken stehen und warten dass ihr Prinz kommt und sie abholt, errettet von ihrer ihnen eigens auferlegten Folter.Bin ich mit meinem gebrochenen Fuss und meiner Unfaehigkeit wegzurennen zu einer zwar ungewollten, doch letztlich selbstverschuldetenm Cinderella geworden?
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen