Samstag, September 30, 2006

Am Frühstückstisch



Herr K. tätschelt den imaginären Weimeraner und schiebt ihm ein Stück Rosinenbrötchen zu. Camus macht Wischbewegungen in der Luft und will damit andeuten, dass man dem Hund nichts vom Tisch geben darf.
Herr K. streichelt Fay zärtlich unter den Ohren.

Herr K.: Wir sollten uns wirklich einen Hund kaufen.
Camus: Oder einen Hasen.
Herr K.: Am besten beide zusammen, dann sind sie Freunde und keiner alleine.
Camus: Tolle Idee.
Herr K.: Aber der Hase wird erst sterben und dann ist der Hund traurig.
Camus: Dann kaufen wir einen neuen. Und der Hund darf den Hasen essen.

Sollte ich mir Gedanken machen?

Dienstag, September 26, 2006

Wäschewaschen Frauensache



Babycakes male und Babycakes female kauften heute für den erstgenannten neue T-shirts ein. Nach kurzem Probieren, schnellem Entscheiden, nettem Rabattaushandeln und drei PJ-Monatsgehälter leichter, schaute die Verkäuferin beim Einpacken der Herren-T-shirts Babycakes female an und gab ihr den Tipp, die T-shirts bitte immer links zu waschen. Willkommen im einundzwanzigsten Jahrhundert.

Sonntag, September 24, 2006

Ferien in der eigenen Stadt

Ich kann nur jedem, der nicht genug Geld hat um übers Wochenende nach Paris, London oder New York zu fliegen, trotz allem aber einen Wochenendurlaub erleben möchte, empfehlen, sich in der Wohnung des besten Freundes/Freundin einzunisten. Endlose Frühstücksessions, Hängemattenabgehänge, Vorlesen aus Trivialliteratur, Cafébesuche, gemeinsames Kochen und Fernsehen.
Danke Knie.

Samstag, September 23, 2006

Garfield


Wie würden sie reagieren, wenn vier völlig fremde Menschen an ihrer Haustüre klingeln und ihre fette Katze sehen wollten? Vermutungen über deren fraglichen Schwangerschaft bzw. Kastrierung anstellten? Ihre Kamera auspacken und die fette Katze fotografierten?
Lächeln? Weiterrauchen? Schamesröte?

Donnerstag, September 21, 2006

Ni hauo

Herr K. sitzt in seinem Zimmer und quält sich seinen schon seit letzten Freitag eigentlich beendigt haben wollenden Artikel über das Riechen (einer von tausenden) fertig zu lesen. Aus dem Nebenzimmer vernimmt er ein Telefongespräch:

C.: Hallo Tschingtschang.
Pause
C.: Ja, mein Bruder hat gerade zurückgerufen, und es ist gar kein Problem, dass wir bei ihm übernachten….
Pause
C.: mein Bruder möchte Sonntag Abend gerne mit uns weggehen. Und am Montag, da mag er mit uns Sport machen, vielleicht Joggen, oder wir gehen mit ihm zusammen ins Fitnessstudio…
Pause
Blablabla
C.: Ja, dann treffen wir uns am Bahnhof…

Wie gerne würde Herr K. manchmal auf seine europäische Augenfalte verzichten. Wie gerne wäre er noch richtiger Student. Wie gerne keine Lebenslüge.

Mittwoch, September 20, 2006

Der Tod der Liebenden

So tief und weich, als ob es Gräber wären,
Laß unser duftumhüllten Lager sein,
Und ringsum Blumen, die in schönren Sphären
Für uns erblüht in einem fremden Hain.

Laß unser letztes Glühen und Begehren
Gleich düsterroten Fackeln lodern drein,
Zwiefache Flammen, die sich spiegelnd mehren
In unsrer Doppelseele Widerschein.

Der Abend brennt in rosig-blauem Flimmer,
Ein letztes Glühen noch, dann schweigt für immer
Der lange Seufzer, schwer von Abschiedsqual.

Und lächelnd tritt ein Engel in das Zimmer
Und weckt zu neuem Leben, neuem Schimmer
Erloschne Spiegel, toter Kerzen Strahl.

Baudelaire, Die Blumen des Bösen

Montag, September 18, 2006

Rotes Windlicht

Vor ein paar Wochen war ich mit Freunden im Café, darunter das wunderschöne Fräulein Fränzi. Und aus dem nichts heraus kam eine junge Dame mit einer aus einer Papierserviette gebastelten Blume in der Hand auf ebenjenes Fräulein zu, übergab ihr die Blume und murmelte was von sie sei eine tolle Frau. Danach verließ sie das Ambiente. Alle gebannt von der spontanen Aktion und der ehrlichen unschuldigen Sympathiebekundung hielten den Atem an und wussten nicht recht mit der Situation umzugehen bis jemand anfing zu schmunzeln und der Nächste zu Lachen. Das Lachen war allerdings nicht böse gemeint, es war mehr der Auflösung der Stille verschuldet. Im Nachhinein tat es mir leid, dass wir nicht still blieben, vielleicht hat sie es beim Verlassen des Cafés gehört und traut sich nie mehr wieder Fremden Komplimente zu machen.

Ein ruhiger Hinterhof eines Neustädter Lokals, Dunkelheit legt sich über den Abend, ein Kellner verteilt bunte Lichter auf den Tischen, auf jeden genau eines. Als er an den Tisch mit der Gesellschaft worunter sich Herr K. befindet trifft, stellt er ein gelbes Lichtlein zwischen die Gläser, nimmt ein weiteres, streckt es Herrn K. entgegen, schaut ihm in die Augen und seine Lippen formen die Worte „Und wenn ich Ihnen das Rote geben darf…“. Herr K. nimmt es behände an sich, bedankt sich, errötet innerlich und philosophiert mit seiner Tischrunde weiter über japanische Vergnügungsparks mit deutschen Originalnachbauten.

Sonntag, September 17, 2006

La Confiture du petit loup

Auf Wunsch des Fräulein Fränzi, die diesen Blog aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch niemals lesen wird, veröffentliche ich nun die beste Eigenkreation an Marmelade die es je gab:



Man nehme
400 g frische, kurz vor Reife gepflückte Pfirsiche
2 vollgelbe Bananen
3 grüne mittelweiche Kiwis

Obst waschen, klein schneiden, in Topf geben. Gelierzucker 3:1 im richtigen vorher austarierten Verhältnis zufügen, und unter Hitze aufkochen und rühren.
Einen guten Schuss teuersten leckersten trockenen Weißwein der gerade greifbar ist beifügen und ½ ausgeschabte Bourbon Vanille Schote mit unterrühren.
Das ganze eine viertel Stunde unter blubberndem Kochgeräusch mit einem Holzkochlöffel und viel Liebe umrühren und danach in weitestgehend sterile Marmeladengläser füllen.

Bon Appetit.

Samstag, September 16, 2006

Seifenwelt



Während sich andere Jugendliche Poster von Popstars an die Wand hingen, ihr weniges meist durch Zeitungsaustragen hart aufgeputschtes Taschengeld in die neusten CDs ihrer Götter investierten, um damit im Kreise ihrer Mitverfallenen an Ansehen zu gewinnen, lebte ich in der bunten Seifenopernwelt.
Waren die Soaps anfangs eigentlich konzipiert, um die an Herd und Heim gekettete Hausfrau unter Vorgabe einer Nebenputz- und –Bügelunterhaltung dazu zu inspirieren die darin beworbenen Putz- und Seifenmittel an die Frau zu bringen, haben sie doch heute den Status einer Hauptunterhaltung erhalten. Und in meinem Fall- ich glaube ich bin da nicht alleine- haben sie in gewisser Weise auch mein Leben beeinflusst. Ist man einmal einer Serie verfallen kann man kaum ohne sie weiterleben. Man baut sich durch die Identifikation mit einem Protagonisten eine zweite Welt auf in der man ohne die Sorgen oder Gedanken der eigentlichen Realität existieren kann und ist somit vollkommen vom eigenen Leben ausgeloggt. Dies ist als Entspannungsmaßnahme in Zeiten starker Lern- oder Arbeitsbelästigung wie Abi, Staatsexamen oder Klinikalltag recht hilfreich. Natürlich sollte man nie zugeben Soapstar zu sein, denn letztlich gibt man sich als Subjekt proletarischen Geschmacks und weniger sozialen Kontakten aus. Dies trifft natürlich nicht für Serien mit Kultstatus zu. Diesen haben sie zumindest nach Dietrich Schwanitz (Autor des Buches „Bildung, alles was man wissen muss“) erreicht, wenn sie zu ironischen Gottesdiensten von Fan-Gemeinden werden, die sich vor dem Fernseher versammeln und die nach jeder Sendung genüsslich über die neue Episode debattieren. So ist es also besser darüber Stillschweigen zu bewahren oder es als Resultat von medientheoretischen Studien ausgeben. In meinem Fall trifft natürlich letzteres zu.
Oben im Bild sind einige Serien dargestellt. Kann jemand alle benennen? Welches ist eure Liebingsserie?