Samstag, Juli 15, 2006

Lebensende

Gestern war ich auf der Abschlussparty des unteren Jahrganges. Da ich letztes Jahr zu der meinigen als Nachtwache einer psychosomatischen Klinik arbeiten musste- es wollte verständlicherweise niemand tauschen, da ja alle eben dort hin wollten- mochte ich mir das Schauspiel dieses Mal nicht entgehen lassen. Eigentlich eine nette Idee ein Fest in den heiligen Hallen des medizinisch theoretischen Zentrums zu veranstalten. Jener Ort, der einem in der Vorklinik so manchen Schweißausbruch verschuldete, an dem man Leichen präparieren und Kakerlaken unterm Mikroskop sezieren durfte.
Doch weshalb eigentlich diese Party? Sie soll den Abschluss des theoretischen Teils des Studiums nach 5 Jahren bilden. Der Abschluss des freien Lebens. Kein wahllos einteilbarer Tagsablauf mehr. Kein Ausschlafen. Keine Semesterferien. Kein soziales Treffen mehr in Vorlesungen oder Mensa. Also eigentlich eine Trauerfeier.
Die Menschlein waren aber außerordentlich guter und ausgelassener Stimmung. Wahrscheinlich rennen sie noch der Illusion hinterher nun vieles zu lernen, dass die eigentliche Profession jetzt beginne, man können nun endlich Menschen heilen. Dass man aber im Praktischen Jahr sein Hirn auf Sparflamme setzen muss, um nicht zu verzweifeln, das sagt einem niemand. Dass man vor sechs Uhr aus dem Bett muss, pünktlich zu Visite zu sein um müde zu lächeln, Frühbesprechungen und Chefvistin zu erleben, die einem nicht das Geringste sagen oder interessieren, man von seinesgleichen getrennt wird und dann in den OP gestellt wird, Haken zu halten, die einem die Finger taub machen und deren Ende im nicht sichtbaren OP-Gebiet verschwinden, Rüge der Oberärzte über sich ergehen lassen und überhaupt die Tatsache, dass man macht was man schon immer NICHT machen wollte, das wird einem dann erst bewusst, wenn man drin steckt. Aber trotz aller Empirie, die Hoffnung dass der Tag des inneren Seelenfriedens kommt lodert noch in mir.

2 Kommentare:

失踪 hat gesagt…

hauptsache die dissy läuft..

失踪 hat gesagt…

ausserdem: es kommen wieder schönere zeiten. und du hast wochenende!!

gehen wir jetzt einkaufen?