Sonntag, Oktober 24, 2004

Dinner

Heute Abend war ein Familienessen geplant. Therese und ich wollten Michelle und Ange und deren Freund ein Abendessen kochen, bestehend aus buntem Salat und Fettucine mit Zuchinisauce, um uns fuer all die Sachen zu bedanken, die sie uns ausleihen und wir uns somit nicht kaufen muessen. Michelle wollte fuer uns Champagner und Kaese als Dankeschoen fuer die Hilfe beim Umzug beisteuern und Ange wollte auch irgendwas tun und machte ein Tiramisu. Soweit so gut. Bis den beiden einfiel, dass sie den Geburtstag einer gemeinsamen Freundin vergessen haben und uns fragten, ob wir das Dinner nicht zwar als unser Familiendinner fuer uns haben koennen, doch vorgaeben, es ihr zu Ehren zu veranstalten. Ich dachte mir nicht viel dabei und stimmte zu.Als ich dann allerdings vor jedem Gang zu hoeren bekam ‘ ach sieht das nicht lecker aus, und das alles nur zu deinem Geburtstag’ ‘ und schau, die Wunderkerzen, nur fuer dich’ ‘ magst du noch was vom Geburtstagswein?’ stellten sich mir so langsam die Nackenhaare, wusst ich doch nicht, ob das Geburtstagskind dermassen psychopatisch und hysterisch veranlagt ist, dass die beiden Grazien sich so um sie kuemmerten, nicht dass ebenjene mit einer Axt auf uns einschlaegt, oder ob nicht gar die beiden Roomies nicht mehr ganz knusper sind. Ich sollte das mal ansprechen.

Nachbarschaft

Heute bin ich besonders sanft geweckt worden. Von den lieblichen Klaengen der Nachbarschaft. Ausnahmsweise war es heute nicht der Fernseher, der wie sonst unter der Woche morgens um sieben helltoenig erschallt, nein es war die weiche Stimme der Nachbarin, die ihren Ehegatten zum Rasenmaehen ermahnte, gefolgt vom Schleifen der Muelltonnen die Sonntags frueh unbedingt ums Haus gezogen werden muessen und gekroent vom Rasenmaeher selbst, der meinen Empfindungen nach direkt ueber meinem Kopf zu schweben schien. Eigentlich wollten wir uns heute bei der Nachbarschaft vorstellen, doch ich kann meine Uzzi nicht finden.

Samstag, Oktober 23, 2004

Lebende Verkehrsampel

Ich glaube gesundheitlich gesehen ist Australien nicht das richtige fuer mich. Heute war nach drei Tagen Dauerregen und Kaelte endlich mal wieder Sonnenschein und ich bin nach dem Fruehstueck sogleich an den Strand und habe das erste und einzige mal vergessen mich einzucremen. Und nun ist die Vorderseite meines Oberkoerpers und mein liebliches Gesichtchen rot wie eine Tomate. Ich koennte schreien. Und meine lieben Mitbewohner wissen nichts besseres zu sagen als dass ich sogar im Dunkeln dermassen rot leuchte, dass die Autos anhielten, weil sie glaubten ich waer eine Ampel.Haette ich nicht alles moegliche versucht eben diesen Sonnenbrand zu vermeiden, wuerde ich nun nicht in Depressionen verfallen. Doch habe ich noch vor meinem Abflug ein Solarium besucht, welches mir aufgrund einiger defekter Lampen einen rot-weiss-gestreiften Ruecken bescherte. Die Streifen hatte ich im Uebrigen Wochenlang ertagen muessen. Und in Australien habe ich mich immer schoen eingecremt, und nur jeden Tag 20 Minuten Sonnenbad nach dem Schwimmen mir gegoennt, sollte meine zarte Haut doch langsam an die harten Bedingungen gewoehnt werden. Und nun das. Wo habe ich nur meine Gedanken?

Freitag, Oktober 22, 2004

Schlafmangel

Vier Stunden Schlaf sind einfach zu wenig. Aber man ist doch nur einmal jung. Kurz entschlossen Schmerzmittel eingeworfen ging ich gestern aus. Den anderen Babycakes vom Theater abgeholt, tranken wir erst mal sparkling wine im Hyde Park- wir wollen ja sparen. Nach etlichen Diskussionen ueber die Welt und wie man sie verbessern kann und meinem ganz persoenlichen Highlight- dem Betrachten eines Opossums- zogen wir von einem Club zum anderen. Doch statt zu ABBA und Gloria mussten wir auf dumpfe Partymusik tanzen, abgeloest von Technoklaengen und House. Nun ja. Es war immerhin umsonst.Aber das war nicht der Grund des kurzen Schlafes. Nein. Das war der Babycakes, der mit morgens um acht unbedingt erzaehlen musste was morgens um fuenf in der Wohnung geschah. Und das war spannend genug dass ich keinen Schlaf mehr finden konnte. Es ist sozusagen Teil zwei der Feldstudie.Nun ja, was ich eigentlich erzaehlen wollte war, dass ich heute muede war und mich einfach im Botanischen Garten ins Gras legte, mein Fuss auskurierte und lernte.

falling angel

Gestern abend besuchte ich mein erstes Theaterstueck in Sydney. Falling Angels, von einem englischen Autor, dessen Namen ich leider vergessen habe. Es handelt von zwei Freundinnen, die beide verheiratet sind und auf die Ankunft eines gemeinsamen frueheren Geliebten warten. Es spielt in den zwanziger Jahren und hat sichtlich englischen Humor. Das Theater war ein etwa 40qm grosser Raum in dem die Zuschauer an zwei Seiten direkt den Schauspielern im Nacken sitzen und eine gewisse Heimatmosphaere erleben. Und die Kroenung, in einem Raum nebenan war gerade eine Vernissage auf der kostenlos Wein angeboten wurde. Etwas seltsam fand ich die anwesenden Kuenstler allerdings schon. Als ich in der Pause des Theaterstueckes mir Wein nachschenken ging, bot sich mir ein skurile Szene dar. Eine Kuensterlin stellte sich in einem Akt selbstdarstellender Artperformance auf ein kleines Podest, trug lediglich silberne bikiniaehnliche Kleiderfetzen, silberfarbene Strapse und ein spaciges Cape. Sie hatte einen Goodiekoffer mit sich und praesentierte uns ihre Spielsachen. An diese Stelle war ich froh, aufgrund der Sprachbarriere nicht alles zu verstehen, was sie uns zu verstehen geben wollte. Der Abend wuerde gekroent von einem underwear model contest, zu dem ich allerdings ganz alleine gehen musste, weil meine beiden Begleiterinnen ihre Ids nicht mithattenund somit keinen Zugang gewaehrt bekamen. Mein Favorit Mister number 3 flog leider aus der Kompetition.

Donnerstag, Oktober 21, 2004

bank account

Heute bekam ich meinen groessten Schock in Australien ueberhaupt. Und das will nach meinem gebrochenen Fuss und den ganzen Quallen etwas heissen. Ich habe mein Konto abgefragt und gesehen, dass das Geld, das eigentlich fuer sechs Monate genuegen sollte zur Haelfte nach sieben Wochen aufgebraucht ist. Und dabei lebe ich doch nicht ueber meine Masse, wohne fuer Sydney recht billig, habe jegliche take-aways und unnoetige Kaffees laengst aufgegeben und gehe nur aus, wo ich keinen Eintritt bezahlen muss. Und dabei kommen die groessten Ausgaben doch noch auf mich zu, wollte ich die letzten zwei Monate reisen.Fazit: ich suche mir einen Job, oder besser gleich zwei.

belching boy

Juhu, heute endlich mal eine wirkliche Aufgabe. Nicht dass ich es nicht schaetzen wuerde im Labor zu sitzen und meine hochinteressanten Artikel ueber Trigeminale Lateralisation und deren Zusammenhang mit dem Olfaktorischen System zu lesen, doch zugegebener Massen freute ich mich schon sehr endlich mal wieder praktisch etwas zu machen. Heute waren wir die ersten Kinder testen. Fuenf bis sieben Jahre alt und ich bin immer noch sehr ueberrascht, dass die das alles mitgemacht haben. Die waren fuer ihr Alter recht smart und diszipiniert, nun gut mal abgesehen von zwei Maedchen, die staendig ihre Schuluniformen ausziehen wollten und einem kleinen Jungen, der es besonders lustig fand laut zu ruelpsen. Aber alles in allem waren die total lieb und schenken einem sogar noch ein Laecheln, nachdem man ihnen zum zwanzigsten mal reizende Stoffe in die Nase pustet.

Mittwoch, Oktober 20, 2004

Chill out

Das gesammte Haus nimmt nun allmaehlich heimische Atmosphaere an, nach und nach sind alle Kartons ausgepackt, die Kueche ist eingeraeumt,-sprich man muss sich nicht mehr nur von fast food ernaehern- alles steht und haengt wo es hingehoert und Toro darf bald in den Garten. Die Germans haben ihr erstes Risotto in Mascotte gekocht und der Haussegen ist wieder eingekehrt. Gestern abend stand Michelle unter der Tuere der Kueche und begutachtete unser Neues Zuhause und da standen ihr ploetzlich Traenen in den Augen, Traenen der Freude, wahrscheinlich auch der Ueberanstengung und natuerlich der Unfassbarkeit ihres Glueckes die Babycakes bei sich zu haben. Ob da auch irgendein Zusammenhang mit dem kurz zuvor gerauchten Grass besteht mag ich nicht ausschliessen.

Dienstag, Oktober 19, 2004

Cosy gay room

Nachdem sich meine Arme und Beine und Bauch und Ruecken und was weiss ich noch alles immernoch nicht erholt haben- wundersamer Weise auch nicht mein Gehirn, obgleich eben jenes beim Umzug nicht allzuviel gefordert war, beschloss ich heute einen freien Tag zu machen. Toll, wenn man sein eigener Herr ist, wenn total unterfordert und somit zuviel Zeit.Wie auch immer, der Tag sollte dienlich sein mein jetzt schon sehr schoenes Zimmerchen noch engenehmer zu machen. Ich zog los die unzaehligen second hand Laeden zu begutachten und innerhalb kuerzester Zeit Bilderrahmen, Kerzen, Bettlacken, Tagesdecken, Radio, Schrankaequivalente Rollcontainer fuer unters Bett, Lichterkette, Lampe, Flaschen und getrocknete Decorblumen fuer einen Apfel und ein Ei einzutauschen. Und das alles zusammen mit meinem Bett und einem sehr alten hoelzernen Schreibtisch, der in der alten Wohnung als Kuechenabstelltisch diente stellt nun mein Reich dar.Michelles erster Kommentar zu meinem fertig eingerichtetem Raeumchen war etwa ‘what a nice cosy gay room’ und wenn man das rosa Lacken, die gebluemelte Patchwork-Tagesdecke und die vier Kunstposter von Renoir, Monet und van Gogh betrachtet, welche meinem Raum einen Gewissen Touch Museumsatmosphaere verleihen, koennte man auf den Gedanken kommen, dass sie mit gay wohl weniger die urspruengliche Bedeutung frohlich gemeint hat…

Sonntag, Oktober 17, 2004

Totling

Wir hatten letzte Nacht eine Hauscoolingparty gegeben. Etwa zwanzig Menschlein tampelten wir wild, um Laura ein letztes mal in den Wahnsinn zu treiben und als Hoehepunkt brachten wir die starken Herren dazu unseren Kuehlschrank und die Waschmaschine die Treppen hinunterzutragen. Als ich mich nutzloserweise als Hilfe anbot, brachte ich es doch innerhalb kuerzester Zeit zu stande mein liebstes Hemdchen mit Oelflecken zu verzieren. Quod erat demonstrandum. Aber die Tatsache, dass es Nachts um zwei uns ich wie alle anderen gut angetrunken war laesst hier doch Milde walten.

Samstag, Oktober 16, 2004

Cats Empire

Gestern habe ich mein erstes australisches Konzert besucht. Das Cats Empire. Zugegebener Massen ruft der Bandname nicht unbedingt beglueckende Freude in mir hervor, stellen sich mir doch die Nackenhaare bei der Vorstellung eines von Katzen regierten Reiches. Nun wie auch immer. Es handelt sich um eine australische Band, die vorwiegend Ska spielt. Das erste mal habe ich deren Musik gehoert, als wir als Familie mal zusammen ausgingen. Wir hatten eigentlich ueberhaupt keine Lust auf diese Housewarmingparty damals zu gehen, waren allesamt muede und dann legte Michelle die CD ein, Suze holte den Champagner und dann tanzten wir uns bereit.Nun sollte es das letzte gemeinsame ‘Familienausgehevent’ werden, denn Suze zieht leider nicht mit uns um und im neuen Haus sind wir dann ja eine andere Familie. Oh je, nun merke ich schon Melancholie. Und wir wohnten nun nur sechs Wochen zusammen. Der Abend war jedenfalls phaenomenal. Die Performance war genial, die Musik noch toller als auf der CD und ich fuehlte mich an mein erstes Skakonzert in Freiburg erinnert, als ich in meiner Zivizeit mit Ruth und Marion das herzhustende Huendchen der Jenny besuchen gingen.

Donnerstag, Oktober 14, 2004

Herr Schnabel

Heute ist das Baby angekommen. Endlich. Nach Wochen des Bangens und der Ungeduld, durfte ich es heute auf der Post abholen. Und das arme war ganz ausgenaehrt, hat noch nicht einmal die Aeuglein oeffnen koennen, so muede war es. Und dann habe ich es gefuettert. Und dann leuchtet es blau. Und wenn es satt ist, hoert es einfach auf. Und wenn ihm sonst was nicht passt, blinkt es mal orange, mal rot. Und es ist so klug. Zeigt man ihm einmal was, dann kann es sich das ewig merken und ganz viel und sogar reden und singen kann es schon. Es hat sogar eine Wiege mitgebracht. Und damit es nicht friert habe ich ihm noch ein Mantel gekauft. Und ich kann es mit Phillip spielen lassen und mit Tobie. Ach ich bin so stolz.

Montag, Oktober 11, 2004

Die Qualle

Heute frueh beschloss ich wieder mein Sportprogramm aufzunehmen. Da ich bekanntemassen nicht faehig bin meine Fuesse insofern einzusetzen als dass sie in irgendeiner Weise belastet werden koennen, schlenderte ich den steinernen Weg von unserer Wohnung hinunter zum Bad. Vorbei an saftig gruenen Baeumen, der Rufe der Papageien lauschend, einige Schritte durch den Park, ein paar Treppen hinuntergehumpelt, erreichte ich letztlich die Pforte des alten viktorianischen Strandbades. Nach dem kleinen Steinbogen gleitete mein Blick ueber bunte Blumen, Statuen und Daecher des Bades hin zum Ozean und die schaeumende Gischt der Hochzeitskucheninsel. Geschwind ein paar weitere Stufen hinabgeschlaendert befand ich mich auf Meereshoehe und erblickt das etwa vierzig auf zwanzig Meter messende Becken, eingelassen in Beton. Doch ist von ebendiesem kaum noch etwas zu erahnen, haben sich im Laufe der Jahrzehnte doch mit den Meereswellen auch viele Muscheln und Sand eingefunden, die dem Bad einen ganz natuerlichen Charakter verleihen. Meine Habseligkeiten schnell auf einen der Felsbloecke gelegt, sprang ich in das eisige Nass, wohlgemerkt es war acht Uhr morgens und die Sonne stand noch nicht dermassen lange am Himmel als dass man von einer Erfrischung haette sprechen koennen. Und so schwamm ich meine Bahnen, gluecklich mal wieder meinen Koerper bewegen zu koennen, nach jedem Zug auf den Ozean blickend und von den ueberschwappenden Wellen vom Kurs abgebracht.Ich dachte immer in eben einem solchen Strandbad waere man sicher von allerlei wilden Tieren, bis ich beim Tauchen eine etwa tellergrosse Qualle erblickte, durchsichtig weisslich-rosa farben. Mein Herz begann gleich doppelt schnell zu schlagen, glaubte ich mich doch daran zu erinnern, dass allerlei Quallen verheerende Qualen bereiten und versuchte so schnell als moeglich aus dem Wasser zu klettern. Dem Oberaufseher des Strandbades den erstaunlichen Fund berichtet, bekam ich nur ein muedes Laecheln entgegengebracht mit der Aussage, gestern sei eine Blaue im Wasser gewesen. Don’t worry.Wie auch immer, ich machte es mir dann auf den das Wasserbasin umfassenden Felsen gemuetlich, um meine taegliche Sonnenspende entgegen zu nehmen

Cinderella

Meine Mitbewohnerin schreibt gerade einen Essay ueber Cinderella und das Abbinden der Fuesse chinesischer Frauen. Dabei vergleicht sie die Maerchenwelt Cinderellas mit der ernsten Realitaet in China. Die Stiefmutter Cinderellas laesst ihre beiden leiblichen Toechter deren Fuesse verstammeln, sollen sie doch in den von Cinderella auf dem Prinzenball verlorenen Schuh passen und ihr Glueck an der Seite des Prinzen finden. Die Frauen in China dagegen binden ihren Toechtern ihre Fuesschen ab, um dem dortigen Schoenheitsideal zu entsprechen und einen Mann zu finden, an deren Seite sie existieren koennen.In ihren Recherchen ist Michelle auch auf ein in den achziger Jahren veroeffentlichtes Buch gestossen, das sich mit dem Cinderellakomplex befasst. Darin sei wohl beschrieben, dass viele Frauen stets von einer Abhaengigkeit in die andere geraten. Sie sind in der Schule, bei ihren Eltern (gut das trifft nun auf jegliches Geschlecht zu) und wenn sie erwachsen sind warten sie stets auf ihren Traumprinzen und wollen von ihm gerettet werden. Sie seien an sich unfaehig selbst etwas zu unternehmen, woellten doch immer von einem Mann, ihrem Prinzen, hoffiert und fuer ihr Glueck begeistert werden. Und als Kroenung des Ganzen tragen sie stets high heels. Um attraktiv zu sein. Dabei sind sie eben wieder abhaengig und unselbststaendig, die Schuhe sind unbequem, ungesund und machen es unmoeglich schnell wegzulaufen oder in Aktion zu treten. Ebensolche Frauen koennten nur in einer Ecken stehen und warten dass ihr Prinz kommt und sie abholt, errettet von ihrer ihnen eigens auferlegten Folter.Bin ich mit meinem gebrochenen Fuss und meiner Unfaehigkeit wegzurennen zu einer zwar ungewollten, doch letztlich selbstverschuldetenm Cinderella geworden?

Sonntag, Oktober 10, 2004

Mascotte

Wir haben ein Haus. Ein freistehendes, an kein anderes angrenzendes, viktorianisches Haeuschen mit Front- und Backgarden, eigenem Haeuschen fuer die Laundry, Barbecuearea, hohen Decken und Dielenboeden. Ich persoenlich habe das Haus bisher nur von aussen gesehen und durch die Fenster gespickt. Aber ich liebe es. Und das beste, ich habe mein eigenes Zimmerchen. In einer Woche werden wir Mascotte bewohnen. Und das ist ausnahmsweise nicht meine Namensgebung. Es heisst wirklich so. Das Haus hat ein goldenes Schildchen auf dem in schwarzen Lettern sein Namen geschrieben steht.

Samstag, Oktober 09, 2004

Dragshow

Es ist ja klar, dass, wenn man in einem anderen Land, besser auf einem anderen Kontinent, sich befindet man sich den Gepflogenheiten einer anderen Kultur anpassen muss. Doch ich kann es noch immer nicht glauben, dass es in dieser doch sehr kosmopolitischen Stadt keinen Club geben soll, wo man ABBA spielt. Unsrige einzige Intention auszugehen ist ja schliesslich, das schwedische Quartett zu hoeren, gefolgt von Gloria oder Nana. Wie auch immer, gestern versuchten Therese und ich in einem neuen Stadtviertel unser Glueck zu versuchen. Der Reisefuehrer versprach und ein Art deco Gebaeude mit verschiedensten Dancefloors und Bars, verschiedenste Musik. Nun gut, als wir in der Bar einen Drink zu uns nahmen spielten sie "dancing queen" und die Hoffnung aller, endlich auf Agnetas Stimme unsere Koerper zu schwingen stieg. Da wir um elf Uhr nachts noch zu frueh fuer den Tanzsaal waren, bewunderten wir eine Dragshow- dabei erkannten wir einen der Hauptdarsteller aus einem anderen Club, sind wir nun Partyluder?- und gesellten uns zur schwitzenden Masse im Kellergeschoss. Doch dann der Schlag der bitteren Realitaet: Techno, manchmal nette Lieder, verpackt in Techno. Nun gut mein Fuss freute sich ueber das fehlende Tanzen und wir zogen etwas enttaeuscht von dannen. Zu guter Letzt fuhr kein Bus mehr und wir durften Taxi fahren.

Laura

Wie sich herausstellte hat Laura es auf unsere Wohnung abgesehen. Sie hat unsere Wohnung heute besichtigt und ich habe sie natuerlich keines freundlichen Blickes gewuerdigt, aber als mir ihre Aehnlichkeit zu einer gewissen Soapdarstellerin einer deutschen Vorabendserie auffiel- sie spielt eine franzoesische Adlige - konnte ich sie nicht mehr hassen. Tja. Oberflaechlichkeit

Donnerstag, Oktober 07, 2004

Krücken

In Australien benutzen sie vorwiegend diese Art Kruecken, die man unter den Achseln ansetzt und sich wahrscheinlich das gesamte Nervengeflecht abdrueckt. Solche wollte ich nicht haben. Also machte ich mich auf die Suche nach "Canadian Crutches" und war nach der etwa tausendsten Apotheke auch endlich fuendig. Meine Vorstellung von besonders Chiquen- man mag ja wenigstens gut aussehen, wenn man schon durch das Krueckenlaufen an Sympathie verliert- erfuellten sie zwar nicht, aber meinem Fuss zuliebe habe ich sie einfach genommen, den horrenden Preis fuer die Leihgabe bezahlt und mich bemueht meinen neuen Gehstil zu finden. Aber es ist schlicht und einfach anstrengend. Und nicht nur, dass meine nicht vorhandenen Oberarmmuskeln versagen wollten, nein das Grundproblem sind meine Haende. Ich glaube ich habe nun Stressfrakturen an meinen Handknochen aufgrund der Kruecken. Wenn ich meine Hand zusammdruecke, gleich meinem Fuesschen, verspuere ich ein kurzes Stechen. Lustig. Mein Koerper geht zu Bruch. Ob das an der Luftveraenderung liegt?

Mittwoch, Oktober 06, 2004

Röntgenbild

LEFT FOOTThere is a small linear lucency at the medial cortex of the mid shaft of the second metartasal. This could represent a small fracture. Clinical correlation is recommanded. The rest of this Bone is intact.No other bony or joint abnormaty demonstrated. There is normal alignment.Nun immerhin kein Tumor, leider keine Perle. Der bloede Fuss ist gebrochen. Nicht ganz durch, aber ein gut sichtbarer Riss im zweiten Mittelfussknochen. Und das genuegt, um mich fuer sechs Wochen ausser Gefecht zu setzen. Kein Joggen mehr, kein Tauchkurs, keine Wanderungen in den Nationalparks, damit zusammenhaengend keine Koalas und Kaenguruhs, noch nicht einmal ein Zoobesuch ist moeglich, weil zuviel Gehen. Seit ich keine Schmerztabletten mehr nehme ist sogar der Weg zur Bushaltestelle anstrengend. Am liebsten wuerde ich mich nur noch von Taxis herumfahren lassen, oder besser in einer Saenfte tragen lassen. Aber es ist so schwer gutes Personal zu finden…

Dienstag, Oktober 05, 2004

Pretests

Die eigentlichen Pretests starteten ja im Sommer im Hygienemuseum in Dresden. Ich wusste also wie alles funktonieren sollte, kannte die Aparaturen und wusste wie ich es erklaeren sollte. Aber nun musste alles auf Englisch vollbracht werden. Und nicht nur die vertrauten Tests, nein auch die uns erst letzte Woche Vertrauten. Und das alles mit australischen,nun nicht gerade hochmotivierten, Studenten, die wie ich glaube aus irgendeinem Grund gezwungen wurden ihre Nasen zur Verfuegung zu stellen. Ja und mein Test ist ja der Schlimmste. Wer will sich denn schon freiwillig Flaschenspitzen in die Nasenloecher halten, sich auf seine Atmung konzentrieren und staendig bangen, dass der naechste Reiz in die Nasenhoelen gepuscht wird, wenn nebenan lustige Bildchen zu sehen sind und man an Flaschen schnuppern darf, die nach Babypuder oder Schokolade riechen. Und wie soll das dann erst mit den Kindern werden?Wahrscheinlich sind die unkomplizierter.

Montag, Oktober 04, 2004

Sinnlichkeit

Als ich die Tuere oeffnete kam mir ein wohlvertauter Duft entgegen, die Dielen knarrten schwer unter meinen Fuessen und die hoelzernen Regale beherbergten das lang Ersehnte. Menschen sassen an Tischen und Tresen und unterhielten sich. Ihr Glueck konnte man in ihren Augen lesen. Sie waren sichtlich zufrieden. Herr ihrer Dinge. Und ich sollte es auch werden.Ich war inmitten eines Schockoladenladens. Alles was es hier gab, war aus Kakao. Und nicht nur Schockoladentafeln aus aller Herren Laender, kleine Pralines und Kakaopulver, nein es gab auch ein Café in dem man sich Schokoladenfondue mit Erdbeeren, Schokoladensufflee mit fluessiger Schockolade in Innern, Millionen unterschiedlicher Kakaosorten und was auch immer das Schokoherz begehrt bestellen konnte. Und ich tat es. Und ich hatte seit langem kein so sinnlichen Moment mehr erleb

Dismissed

Also ich habe es ja lange zu verdraengen versucht, aber nun laesst es sich nicht mehr von mir wegweisen. Am ersten Tag in unserer neuen Wohnung haben wir erfahren, dass wir acht Wochen spaeter wieder ausziehen muessen. Nicht speziell ich und Therese, nein die ganze Familie. Rausgeschmissen vom Vermieter. Und das wegen der Dame die unter uns wohnt. Das nenne ich mal Deja-vue. Wie auch immer. Michelle und unsere Vormieter hatten schon lange mit ihr Probleme, es gab einige Verwahrungen wegen Ruhestoerungen und so weiter. Der eigentliche Grund ist persoenlicher Natur. Wie schon oefter berichtet, wird in dieser Wohnung laut und freigiebig Sexualverkehr betrieben, was auch der unter uns wohnenden Laura nicht entgangen sein kann. Sie wiederum unzufrieden und unbefriedig, ein Dorn im Auge habend wie es scheint, hat ihren Job als Ass im Aermel. Sie ist Anwaeltin. Und droht unserem Landlord, seine Steuerersparnisse aufzudecken, falls wir bzw Michelle nicht geht.Nun soweit war das ja in Ordnung. Die Familie wollte zusammen umziehen. Nun wiederum ergab sich eine neue Entwicklung insofern, dass eine gute Freundin Michells ebenfalls gekuendigt wurde, sie mit uns zusammenziehen mag, die drei Damen allerdings nach unserer Abreise keine neuen staendig wechselnden Mitmieter haben wollen. Sprich wir sind dismissed. Aber freundlich. Sie wollen uns bei sich haben. Im Wohnzimmer wohnen lassen. Irgendetwas finden, was mit uns moeglich ist. Doch ich weiss nicht, ob ich gewillt bin drei Monate im Partyzimmer zu schlafen, ganz abgesehen davon, dass zu ueberlegen ist, ob es nicht besser waere irgendwo ein eigenes Zimmer zu finden. Ganz alleine

Sonntag, Oktober 03, 2004

Feldstudie Teil Zwei oder die Geschichte des Babycakes

Morgens um fuenf, als ich friedlich schlief, sei scheinbar eines unserer Familienmitglieder nach hause gekommem. Betrunken. Stoned. Verschwand im Bad, um sich schnell zu rasieren, in diesem Zustand, um dann ihren telefonisch angeorderten Casual anzufordern. Wem das kein Begriff ist, sei erklaert es handele sich um einen Freund, mit dem man gerne Sex hat, es aber keine Verpflichtungen gibt. Nun es ist etwa der fuenfte in den drei Wochen die wir hier sind. Und man hoert hier alles. Wo bin ich da nur reingeraten.

Samstag, Oktober 02, 2004

Pferderennen

Als ich heute von der Stadt zurueckgefahren bin, passierte mein Bus die Pferderennbahn und mir wurde mal wieder das lustige Gemuet der Australier bewusst. Da waren all diese wunderschoen gekleideten Menschen, sichtlich gut gelaunt, sichtlich betrunken. Es setzte sich eine mit einem ausgesprochen interessanten Hut neben mich und begann lustig zu plaudern. Vom Pferderennen habe sie nicht viel mitbekommen, Europa habe sie bereist, auch Deutschland, zumindest Berlin und Sydney finde selbst sie zu teuer zum Ausgehen. Und das erste mal habe ich ein Kompliment fuer gut verstaendliches Englisch bekommen- was auch immer das heissen mag, wenn eine beschwippste Australierin mir das sagt und kurz darauf fragt, ob ich denn eine Freundin in Deutschland zurueckgelassen habe... ach, ja schoene Maenner gaebe es hier ja auch.

Museum

Ich wollte meinen Fuss schonen und dachte mir ein Museum koenne da helfen. Es war langweilig und anstrengend. Zumeist lernte ich auf Sofas liegend meine Vokabeln.

Freitag, Oktober 01, 2004

Regenschirm

Dieser Tag haette einfach nicht schlimmer anfangen koennen. Es regnete in Stroemen, so stark wie wohl seit Jahren nicht mehr. Auf dem Meer waren Wellen so hoch dass haetten Ozeandampfer koennen verschluckt werden und zwei Sekunden ausserhalb des gemuetlichen Zuhauses liess einem bis auf die Schuhe durchweichen. Und ich musste raus, ich hatte ja diesen bloeden Arzttermin. Fuer mein Tauchkurs. Und der musste heute sein, da ich am Diestag bezahlt haben werden muss und und am Montag Feiertag ist.Also bewaffnete ich mich mit meinem Regenmantel und einem Regenschirm. Letzterer hat immerhin fuenf Minuten durchgehalten, dann ist er umgeknickt und direkt durchgebrochen. Einfach so. Vom Wind. In meiner Hand. Ich kann es noch immer nicht fassen.Wie auch immer. Irgendwann sah ich mich in dieser graesslichen Gemeinschaftspraxis vor. Durchnaesst und erschoepft, feststellend, dass die Schmerztabletten noch immer nicht wirken. Und dann erblicke ich diesen wunderschoenen, attraktiven Arzt, waerme mich durch unsittliche Gedanken und werde durch die harte Realitaet wieder wach geschlagen. Ich bekam den anderen ab. Der, der in etwa 5 Sekunden mein Herz abhoert, meine Lungen, Atemfunktionsteste mit mir durchfuehrt, meine Urinprobe auswertet und mir sagt, wenn ich mich nicht wohl fuehle mit meinem Fuss, solle ich doch den Kurs verschieben. Nun bin ich also doch behindert.